Adventure
Mal ehrlich
unter uns gefragt – würdest Du Dich auf das Angebot eines
Abenteuer-Erlebnis-Urlaubes einlassen? Ich meine so eine Reise mit längerer
Vorbereitung und einem gewissen Risiko? Wenn ja, dann werde ich am Ende noch
einmal auf Dich zurückkommen…
Ich nehme
mal an, dass Du – zumindest in Filmen – schon mal den Bildschirm eines EKGs
gesehen hast. Dieser Bildschirm zeigt die Linie an, die unseren Herzschlag
wiedergibt. Täglich schauen irgendwo auf der Welt Menschen auf diese Linie und
hoffen, dass sie ausschlägt. Denn wenn diese gerade und gleichbleibende Linie
ausschlägt, dann bedeutet das Leben.
Ich habe
den Eindruck, dass wir Menschen, auch dann, wenn unser Herz deutlich schlägt,
so ein Gerät mit uns herumschleppen. Ein Gerät, das Leben misst.
Für viele
läuft der Alltag auf Arbeit und in der Schule vor sich hin – geradlinig, immer
das Gleiche. Wenn mich das immer Gleiche ereilt – dann fühle ich mich schnell
wie ein Hamster im Laufrad. Ich renne tagein tagaus, aber es verändert sich
nichts. Es ist als würde auch die Linie meines Lebens-EKGs gerade vor sich
hinlaufen. Wie dieser lang anhaltende Ton, der beim EKG hörbar macht, dass die
Linie ohne Ausschlag ist. Ich lebe, aber ich merke nichts davon.
Deswegen
suchen immer mehr Menschen danach, auszubrechen aus diesem alltäglichen grau.
Denn in dem Moment, in dem ich ausbreche, schlägt meine Linie aus. Es ist wie
ein Herzschlag. Und ich spüren wieder, dass ich lebe, einfach weil ich etwas
anderes mache als sonst. Weil ich nicht mehr im Laufrad renne.
Aus der
Linie des Alltages wird so auf einmal ein spürbarer Herzschlag meines Lebens. Adventure,
Abenteuer Erlebnisse – sie sind genau das, sie sind etwas, was unseren Alltag
durchbricht. Sie sind die Momente, in denen wir das Leben erleben.
Ich möchte Dir
von zwei Jugendlichen erzählen. Beide sehnen sich danach, dass in ihrem Leben
wieder ein Herzschlag zu spüren ist. Jugendliche, die irgendwie ausbrechen
wollen aus dem Hamsterrad des immer Gleichen.
Da ist
Maria.
Sie lebt in
Moskau und fühlt sich eingeengt von den ganzen Erwartungen, die an sie gestellt
werden. Sie ist bekannt, denn sie ist Teil einer Bewegung von Jugendlichen, die
das Abenteuer in der Gefahr suchen. „Roofing“ nennen sich diese riskanten
Aktionen. Sie klettert ungesichert auf einen Funkturm, robbt in 250 Metern Höhe
in einem weißen Kleid an das Ende eines Stahlträgers, der an der Seite
herausragt. Dann packt sie eine Querflöte aus und spielt darauf. Eine falsche
Bewegung und sie fällt 250 Meter in die Tiefe. Schon beim Zuschauen wird es
einem anders. Ihre Aktion wird auf Youtube gefeiert.
Es geht den
Roofern darum, dass das Leben nicht nur grau ist. Was die Roofer verbindet,
ist, dass sie erst in krassen Momenten Freiheit und Leben verspüren.
Eigenartig, erst in dem Moment, in dem Maria ihr Leben auf´s Spiel setzt, spürt
sie es. Sie erlebt erst dann etwas, wenn sie ihr Leben ganz der Gefahr hingibt.
Der Preis, den Jugendliche wie Maria dafür zahlen, wird bei Youtube nicht
gezeigt. Nicht wenige, die wie Maria das Leben erst im gefährlichen Abenteuer
erleben, sterben.
Abenteuer
heißt für Maria – Sicherheiten aufgeben.
Da ist ein
jugendlicher, junger Mann. Er hat es eigentlich geschafft. Finanziell ist er
mehr als abgesichert. Er hat alles so gemacht, wie man es ihm seit seiner
Kindheit gesagt hat. „Wenn du das so machst, dann wirst du ein volles, glückliches
ja quasi ewiges Leben haben!“ Aber irgendwie merkt der Jugendliche nichts von
einem solchen Leben. Er macht sich auf die Suche nach Wegen, dieses volle Leben auch zu bekommen.
Dabei wendet er sich an jemanden, der immer wieder von einem wirklich erfüllten
Leben gesprochen hat.
Eigentlich
wollte dieser Jugendliche nur einen Rat bekommen und dann wieder weggehen. Doch
er wird eingeladen mitzuerleben, wie so ein erfülltes Leben aussehen kann.
Zuvor müsste er nur alles, was er hat, verkaufen und es den Armen geben. Tja,
Abenteuer und Leben in allen Ehren, aber diese Sicherheiten aufgeben? Das ist
dem Jugendlichen zu viel – er geht ohne ein Wort wieder von Jesus weg. Leider
gibt es diese Geschichte nicht auf Youtube zu sehen – aber du kannst sie
immerhin nachlesen und zwar in der Bibel (Markus 10,17-22).
Zwei
Jugendliche, die ihr Leben auch wieder erleben wollen und bei beiden hat es was
mit Hingabe zu tun. Das, was bei jedem Abenteuer hingegeben wird, ist die
Sicherheit. Es gibt kein Abenteuer, das vollkommen sicher ist! Es gibt keine
Abenteuer, ohne dass du deine Komfortzone verlässt.
Die meisten
Leute wollen etwas erleben. Aber ihr Alltag ist wie so eine Sofakuhle, die sich
schon perfekt an Deinen Hintern angepasst hat. Da herauszukommen ist echt nicht
leicht. Und so träumen viele vom Leben, während sie es nicht schaffen, ihre
Komfortzone, ihre Sicherheiten zu verlassen. Kein Abenteuer, ohne dass du
Sicherheiten aufgibst. Darin sind sich Maria und die Bibel einig!
Weißt Du,
ich glaube, dass wir in einem Punkt von Maria aus Russland etwas lernen können.
Sie ist absolut bereit, Sicherheiten aufzugeben. Und genau das hat dem jungen
Mann aus der Bibel gefehlt. Aber ich glaube, in einem anderen Punkt
unterscheidet Maria sich von dem, was Jesus von uns will.
Während
Maria ihre Sicherheit aufgibt, um sich ganz der Gefahr und ihrem eigenen Können
auszusetzen, sagt Jesus etwas anderes.
Jesus
fordert den Jugendlichen nicht auf, seine Sicherheit in die Hand der Gefahr zu
geben. Sondern der Jugendliche wird aufgefordert, seine Sicherheit in Jesu Hand
zu geben.
Jesus
fordert den jungen Mann nicht auf, Dinge zu tun, die dafür sorgen, dass er dem
Tod ins Auge sieht. Er fordert ihn auf, etwas zu tun, damit er Jesus voll und
ganz ins Auge sehen kann.
Und nun
kommen wir ins Spiel, denn Jesus fordert auch uns - wie den Jüngling damals - zu
Abenteuern heraus. Und ich glaube, dass ich manchmal so wenig von meinem
christlichen Leben spüre, hängt damit zusammen, dass ich mich nicht auf diese
Abenteuer einlasse. Im Grunde genommen liegen diese Abenteuer auf der Straße,
sie begegnen Dir an so vielen Ecken und Enden.
Es sind
nicht die großen Dinge, die Du mit der Kamera filmen könntest, um sie dann bei
Youtube reinzustellen und Dich feiern zu lassen.
Es sind
Abenteuer im Kleinen. Du entdeckst dabei vielleicht keinen Kontinent neu, aber
einen Menschen neu. Du wirst vielleicht keinen Ruhm haben.
Aber Du
könntest erleben, wie Gott zu deiner Sicherheit wird, wenn Du Deine eigene
Sicherheit in seine Hand gegeben hast.
Dass
könnten ich erleben, wenn ich doch nur aus meiner Komfortzone heraus käme, um
in die Zone zu gelangen, in der ich deutlich von Gott abhängig bin.
Sicherheiten
aufgeben!
Für den
Jüngling hieß das, sich von seiner finanziellen Sicherheit zu trennen.
Aber es
können auch ganz andere Sicherheiten sein. Du fühlst dich sicher in Deinem
Freundeskreis, in Deinem gewohnten Umfeld, bei den Tätigkeiten, die Dir leicht
fallen?! Verlasse doch einmal diese Sicherheiten.
Besuche
doch z.B. einmal eine demente Frau, die im Altersheim lebt und niemanden mehr
hat, der sie besucht. Dann wirst Du dich unsicher fühlen, Dir wird der Geruch
des Heimes, die Verfallenheit vieler alter Leute befremdlich sein. Du wirst auf
einmal nicht mehr wissen, was Du sagen sollst und ob es überhaupt Sinn macht,
irgendetwas zu sagen. All diese Unsicherheiten wirst Du womöglich verspüren.
Aber dabei kannst Du auch Wunderbares erleben.
Während
meines Freiwilligenjahres nach der Schule habe ich in einem Altersheim in
Israel gearbeitet. Auf meiner Station waren viele dement und nur die Wenigsten
konnten noch ein paar Worte reden. Erst nach einiger Zeit habe ich mich
getraut, mich auch mit denen zu beschäftigen, die nicht mehr reagierten. Aus
Unbeholfenheit fuhr ich mit einer Frau in das Gelände und spielte ihr einen
Blues auf meiner Gitarre vor. Dabei fing diese Frau an, in die Hände zu
klatschen und einen deutschen Liedtext auf den Blues zu singen („In einem
Bächlein helle, schoss in froher Eil, die launige Forelle vorbei…“). Diese Frau
und ich hatten unglaubliche Freude an diesem Erlebnis – aus Unsicherheit und
Verlegenheit ist diese Freude geboren und sie hat mich einiges gelehrt…
Im Grunde
ist unser Glaubensleben doch manchmal wie ein Gespräch in einem Reisebüro. Ich
sage zu Gott: „Gott, ich möchte auch gern mal etwas mit Dir erleben und nicht nur
immer hören, was andere mit Dir erlebt haben.“
Und dann
macht uns Gott Angebote – er legt uns den ein oder anderen verwegenen Gedanken
auf´s Herz.
Erhebe doch
mal deine Stimme, wenn wieder jemand aus der Klasse heruntergemacht wird, den
es immer erwischt.
Oder da ist
die Frau, der an der Bushaltestelle vor Traurigkeit die Tränen kommen. Kauf ihr
doch im benachbarten Blumenladen einen Blumenstrauß und schenk ihn ihr ohne
Worte.
Die
Abenteuer liegen auf der Straße!
Und sage
jetzt nicht, dass das nur banale Dinge seien. Wir gehen diesen Abenteuern nicht
aus dem Weg, weil sie zu klein wären, sondern weil wir uns nicht trauen!
Gott gibt
uns also immer wieder Möglichkeiten für solche Abenteuer. Er macht uns ein
Angebot nach dem nächsten. Und irgendwie machen wir am Ende alles wie immer –
wie ziehen uns auf unsere Komfortzone zurück. Wir fahren bildlich gesprochen
wieder an die Ostsee - wie immer. Aber eigentlich kam ich doch mit dem Wunsch
nach einem Abenteuerurlaub…
Dabei
könnte das EKG unseres Glaubenslebens mal wieder ausschlagen und wir würden
Gott wieder erleben in diesen kleinen Abenteuern, die großartige Dinge bewirken
können.
Wenn Du Dir
am Anfang gesagt hast, dass Du Dich auf so ein
Abenteuer-Erlebnis-Urlaub-Angebot einlassen würdest, dann frage ich Dich jetzt
erneut:
Würdest Du
dich auf ein göttliches Abenteuer-Erlebnis-Angebot in deinem Alltag einlassen?
Ich kann
nach diesen Worten kein Amen sprechen! Wir können nach diesen Worten kein Amen
sagen – wir können es nur tun.
Denn es
kommt nicht darauf an, dass wir zu den Abenteuern, die Gott uns zeigt, Amen
sagen, sondern dass wir Amen tun.
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