Montag, 9. Dezember 2013

Predigt vom "Adventure" in der INSEL



Adventure

Mal ehrlich unter uns gefragt – würdest Du Dich auf das Angebot eines Abenteuer-Erlebnis-Urlaubes einlassen? Ich meine so eine Reise mit längerer Vorbereitung und einem gewissen Risiko? Wenn ja, dann werde ich am Ende noch einmal auf Dich zurückkommen…

Ich nehme mal an, dass Du – zumindest in Filmen – schon mal den Bildschirm eines EKGs gesehen hast. Dieser Bildschirm zeigt die Linie an, die unseren Herzschlag wiedergibt. Täglich schauen irgendwo auf der Welt Menschen auf diese Linie und hoffen, dass sie ausschlägt. Denn wenn diese gerade und gleichbleibende Linie ausschlägt, dann bedeutet das Leben. 
Ich habe den Eindruck, dass wir Menschen, auch dann, wenn unser Herz deutlich schlägt, so ein Gerät mit uns herumschleppen. Ein Gerät, das Leben misst.

Für viele läuft der Alltag auf Arbeit und in der Schule vor sich hin – geradlinig, immer das Gleiche. Wenn mich das immer Gleiche ereilt – dann fühle ich mich schnell wie ein Hamster im Laufrad. Ich renne tagein tagaus, aber es verändert sich nichts. Es ist als würde auch die Linie meines Lebens-EKGs gerade vor sich hinlaufen. Wie dieser lang anhaltende Ton, der beim EKG hörbar macht, dass die Linie ohne Ausschlag ist. Ich lebe, aber ich merke nichts davon.

Deswegen suchen immer mehr Menschen danach, auszubrechen aus diesem alltäglichen grau. Denn in dem Moment, in dem ich ausbreche, schlägt meine Linie aus. Es ist wie ein Herzschlag. Und ich spüren wieder, dass ich lebe, einfach weil ich etwas anderes mache als sonst. Weil ich nicht mehr im Laufrad renne.
Aus der Linie des Alltages wird so auf einmal ein spürbarer Herzschlag meines Lebens. Adventure, Abenteuer Erlebnisse – sie sind genau das, sie sind etwas, was unseren Alltag durchbricht. Sie sind die Momente, in denen wir das Leben erleben.

Ich möchte Dir von zwei Jugendlichen erzählen. Beide sehnen sich danach, dass in ihrem Leben wieder ein Herzschlag zu spüren ist. Jugendliche, die irgendwie ausbrechen wollen aus dem Hamsterrad des immer Gleichen.

Da ist Maria.
Sie lebt in Moskau und fühlt sich eingeengt von den ganzen Erwartungen, die an sie gestellt werden. Sie ist bekannt, denn sie ist Teil einer Bewegung von Jugendlichen, die das Abenteuer in der Gefahr suchen. „Roofing“ nennen sich diese riskanten Aktionen. Sie klettert ungesichert auf einen Funkturm, robbt in 250 Metern Höhe in einem weißen Kleid an das Ende eines Stahlträgers, der an der Seite herausragt. Dann packt sie eine Querflöte aus und spielt darauf. Eine falsche Bewegung und sie fällt 250 Meter in die Tiefe. Schon beim Zuschauen wird es einem anders. Ihre Aktion wird auf Youtube gefeiert.

Es geht den Roofern darum, dass das Leben nicht nur grau ist. Was die Roofer verbindet, ist, dass sie erst in krassen Momenten Freiheit und Leben verspüren. Eigenartig, erst in dem Moment, in dem Maria ihr Leben auf´s Spiel setzt, spürt sie es. Sie erlebt erst dann etwas, wenn sie ihr Leben ganz der Gefahr hingibt. Der Preis, den Jugendliche wie Maria dafür zahlen, wird bei Youtube nicht gezeigt. Nicht wenige, die wie Maria das Leben erst im gefährlichen Abenteuer erleben, sterben.
Abenteuer heißt für Maria – Sicherheiten aufgeben. 

Da ist ein jugendlicher, junger Mann. Er hat es eigentlich geschafft. Finanziell ist er mehr als abgesichert. Er hat alles so gemacht, wie man es ihm seit seiner Kindheit gesagt hat. „Wenn du das so machst, dann wirst du ein volles, glückliches ja quasi ewiges Leben haben!“ Aber irgendwie merkt der Jugendliche nichts von einem solchen Leben. Er macht sich auf die Suche  nach Wegen, dieses volle Leben auch zu bekommen. Dabei wendet er sich an jemanden, der immer wieder von einem wirklich erfüllten Leben gesprochen hat.

Eigentlich wollte dieser Jugendliche nur einen Rat bekommen und dann wieder weggehen. Doch er wird eingeladen mitzuerleben, wie so ein erfülltes Leben aussehen kann. Zuvor müsste er nur alles, was er hat, verkaufen und es den Armen geben. Tja, Abenteuer und Leben in allen Ehren, aber diese Sicherheiten aufgeben? Das ist dem Jugendlichen zu viel – er geht ohne ein Wort wieder von Jesus weg. Leider gibt es diese Geschichte nicht auf Youtube zu sehen – aber du kannst sie immerhin nachlesen und zwar in der Bibel (Markus 10,17-22).

Zwei Jugendliche, die ihr Leben auch wieder erleben wollen und bei beiden hat es was mit Hingabe zu tun. Das, was bei jedem Abenteuer hingegeben wird, ist die Sicherheit. Es gibt kein Abenteuer, das vollkommen sicher ist! Es gibt keine Abenteuer, ohne dass du deine Komfortzone verlässt.

Die meisten Leute wollen etwas erleben. Aber ihr Alltag ist wie so eine Sofakuhle, die sich schon perfekt an Deinen Hintern angepasst hat. Da herauszukommen ist echt nicht leicht. Und so träumen viele vom Leben, während sie es nicht schaffen, ihre Komfortzone, ihre Sicherheiten zu verlassen. Kein Abenteuer, ohne dass du Sicherheiten aufgibst. Darin sind sich Maria und die Bibel einig!

Weißt Du, ich glaube, dass wir in einem Punkt von Maria aus Russland etwas lernen können. Sie ist absolut bereit, Sicherheiten aufzugeben. Und genau das hat dem jungen Mann aus der Bibel gefehlt. Aber ich glaube, in einem anderen Punkt unterscheidet Maria sich von dem, was Jesus von uns will.
Während Maria ihre Sicherheit aufgibt, um sich ganz der Gefahr und ihrem eigenen Können auszusetzen, sagt Jesus etwas anderes.

Jesus fordert den Jugendlichen nicht auf, seine Sicherheit in die Hand der Gefahr zu geben. Sondern der Jugendliche wird aufgefordert, seine Sicherheit in Jesu Hand zu geben.
Jesus fordert den jungen Mann nicht auf, Dinge zu tun, die dafür sorgen, dass er dem Tod ins Auge sieht. Er fordert ihn auf, etwas zu tun, damit er Jesus voll und ganz ins Auge sehen kann.

Und nun kommen wir ins Spiel, denn Jesus fordert auch uns - wie den Jüngling damals - zu Abenteuern heraus. Und ich glaube, dass ich manchmal so wenig von meinem christlichen Leben spüre, hängt damit zusammen, dass ich mich nicht auf diese Abenteuer einlasse. Im Grunde genommen liegen diese Abenteuer auf der Straße, sie begegnen Dir an so vielen Ecken und Enden.
Es sind nicht die großen Dinge, die Du mit der Kamera filmen könntest, um sie dann bei Youtube reinzustellen und Dich feiern zu lassen.
Es sind Abenteuer im Kleinen. Du entdeckst dabei vielleicht keinen Kontinent neu, aber einen Menschen neu. Du wirst vielleicht keinen Ruhm haben.
Aber Du könntest erleben, wie Gott zu deiner Sicherheit wird, wenn Du Deine eigene Sicherheit in seine Hand gegeben hast.

Dass könnten ich erleben, wenn ich doch nur aus meiner Komfortzone heraus käme, um in die Zone zu gelangen, in der ich deutlich von Gott abhängig bin.

Sicherheiten aufgeben!
Für den Jüngling hieß das, sich von seiner finanziellen Sicherheit zu trennen.
Aber es können auch ganz andere Sicherheiten sein. Du fühlst dich sicher in Deinem Freundeskreis, in Deinem gewohnten Umfeld, bei den Tätigkeiten, die Dir leicht fallen?! Verlasse doch einmal diese Sicherheiten.
Besuche doch z.B. einmal eine demente Frau, die im Altersheim lebt und niemanden mehr hat, der sie besucht. Dann wirst Du dich unsicher fühlen, Dir wird der Geruch des Heimes, die Verfallenheit vieler alter Leute befremdlich sein. Du wirst auf einmal nicht mehr wissen, was Du sagen sollst und ob es überhaupt Sinn macht, irgendetwas zu sagen. All diese Unsicherheiten wirst Du womöglich verspüren. Aber dabei kannst Du auch Wunderbares erleben.

Während meines Freiwilligenjahres nach der Schule habe ich in einem Altersheim in Israel gearbeitet. Auf meiner Station waren viele dement und nur die Wenigsten konnten noch ein paar Worte reden. Erst nach einiger Zeit habe ich mich getraut, mich auch mit denen zu beschäftigen, die nicht mehr reagierten. Aus Unbeholfenheit fuhr ich mit einer Frau in das Gelände und spielte ihr einen Blues auf meiner Gitarre vor. Dabei fing diese Frau an, in die Hände zu klatschen und einen deutschen Liedtext auf den Blues zu singen („In einem Bächlein helle, schoss in froher Eil, die launige Forelle vorbei…“). Diese Frau und ich hatten unglaubliche Freude an diesem Erlebnis – aus Unsicherheit und Verlegenheit ist diese Freude geboren und sie hat mich einiges gelehrt… 

Im Grunde ist unser Glaubensleben doch manchmal wie ein Gespräch in einem Reisebüro. Ich sage zu Gott: „Gott, ich möchte auch gern mal etwas mit Dir erleben und nicht nur immer hören, was andere mit Dir erlebt haben.“
Und dann macht uns Gott Angebote – er legt uns den ein oder anderen verwegenen Gedanken auf´s Herz.

Erhebe doch mal deine Stimme, wenn wieder jemand aus der Klasse heruntergemacht wird, den es immer erwischt.
Oder da ist die Frau, der an der Bushaltestelle vor Traurigkeit die Tränen kommen. Kauf ihr doch im benachbarten Blumenladen einen Blumenstrauß und schenk ihn ihr ohne Worte.

Die Abenteuer liegen auf der Straße!

Und sage jetzt nicht, dass das nur banale Dinge seien. Wir gehen diesen Abenteuern nicht aus dem Weg, weil sie zu klein wären, sondern weil wir uns nicht trauen!
Gott gibt uns also immer wieder Möglichkeiten für solche Abenteuer. Er macht uns ein Angebot nach dem nächsten. Und irgendwie machen wir am Ende alles wie immer – wie ziehen uns auf unsere Komfortzone zurück. Wir fahren bildlich gesprochen wieder an die Ostsee - wie immer. Aber eigentlich kam ich doch mit dem Wunsch nach einem Abenteuerurlaub…

Dabei könnte das EKG unseres Glaubenslebens mal wieder ausschlagen und wir würden Gott wieder erleben in diesen kleinen Abenteuern, die großartige Dinge bewirken können.

Wenn Du Dir am Anfang gesagt hast, dass Du Dich auf so ein Abenteuer-Erlebnis-Urlaub-Angebot einlassen würdest, dann frage ich Dich jetzt erneut:
Würdest Du dich auf ein göttliches Abenteuer-Erlebnis-Angebot in deinem Alltag einlassen?

Ich kann nach diesen Worten kein Amen sprechen! Wir können nach diesen Worten kein Amen sagen – wir können es nur tun.
Denn es kommt nicht darauf an, dass wir zu den Abenteuern, die Gott uns zeigt, Amen sagen, sondern dass wir Amen tun.

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